Berufspausen dank flexiblem AHV-Vorbezug finanziell abfedern
SCHWEIZ: POSTULAT AUF BUNDESEBENE
Motion 19.4317, eingereicht am 27. September von Beat Flach im Nationalrat.Der Bundesrat soll beauftragt werden, die gesetzliche Grundlage zu schaffen, damit Versicherte ihre AHV-Rente für Erwerbsunterbrüche wie Weiterbildungen oder familiäre Betreuungsaufgaben für bis zu 18 Monate vorbeziehen können. Zur Kompensation soll sich die Arbeitszeit individuell bis zum Bezug der regulären Altersrente um die vorbezogene Periode verlängern.
Ausgehend von einer zunehmend partnerschaftlichen Aufteilung von Betreuungsaufgaben und der zunehmenden Notwendigkeit der Weiterbildung wird die Motion folgendermassen begründet: «Gerade Arbeitnehmer ohne höhere fachliche oder akademische Grundbildung müssen ihre Weiterbildungen oft selber bezahlen und verfügen über weniger angespartes Vermögen, auf das sie zurückgreifen können. Mit einem flexiblen Vorbezug der AHV könnten diese zunehmend wichtigen Berufspausen für Weiterbildungen und Umschulungen, oder familiäre Care-Aufgaben finanziell abgefedert werden.»
Kommentar von Rosemarie Weibel
Wie die Berufspausen durch Vorbezug der AHV finanziell abgefedert werden sollen, wenn dadurch das Pensionsalter nach hinten verschoben wird, ist mir zumindest rätselhaft. Durch die spätere Kompensation der vorbezogenen Rente soll das System nämlich nahezu kostenneutral flexibilisiert werden. Mit andern Worten wird hier gerade von Arbeitnehmenden und Frauen, die wenig verdienen und deren Arbeitgebende kaum Interesse an ihrer Weiterbildung haben, verlangt, dass sie sich auf Kosten der Altersrente weiterbilden und um die Familie kümmern, anstatt dank günstigen Bildungs- und Weiterbildungsangeboten, familienergänzenden Betreuungsmöglichkeiten und Stipendien Chancengleichheit zu schaffen.
Hier dient das Argument der zunehmen partnerschaftliche Aufteilung von Betreuungsaufgaben wohl eher dazu, familiäre Care-Arbeit, die trotz allem noch zum Grossteil von Frauen und unbezahlt erledigt wird, auf Kosten der AHV-Rente eben dieser Frauen zu finanzieren und von der allgemeinen Benachteiligung aufgrund des Einkommens und der sozialen Stellung von Männern wie Frauen abzulenken.
Direkt zur Motion (parlament.ch)